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Straßenmeisterei Werdau

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Eine Bauaufgabe wie der Neubau einer Straßenmeisterei stellt einen wichtigen Baustein der öffentlichen Daseinsvorsorge – in diesem Fall in Trägerschaft des Landkreises Zwickau unter finanzieller Beteiligung des Freistaats Sachsen dar. Dies allein definiert den Rahmen, in dem wir als Architekten und Planer agieren. Wir bauen für die öffentliche Hand mit dem Geld der Bürgerinnen und Bürger für die Kolleginnen und Kollegen, die für den Unterhalt der Straßen und straßenbegleitenden Bauwerke verantwortlich sind. Mit anderen Worten, wir tragen die Verantwortung dafür, dass die eingesetzten finanziellen Mittel sachgerecht und nachhaltig investiert sind und eine angemessene Basis für diese Tätigkeiten geschaffen werden. Nicht zuletzt liegt der Anspruch des Projektes darin, mit der stark von der Funktion geprägten Bauaufgabe einen baukulturellen Mehrwert zu schaffen und einen Kontrapunkt in oftmals gesichtslosen Gewerbegebieten zu setzen.

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Rund ein Drittel unserer kompletten Lebenszeit verbringen wir am Arbeitsplatz. Bei einer Bauaufgabe wie einer Straßenmeisterei stellt das Gebäude die Basis der eigentlichen Tätigkeit dar. Straßenmeister und -wärter üben eine verantwortungsvolle Tätigkeit aus, die in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals eine zu geringe Wertschätzung erhält. Schicht- und Bereitschaftsdienste sind der Regelfall. Umso wichtiger ist ein Arbeitsumfeld, das dem nicht nur aus funktionaler, sondern auch aus sozialer Sicht gerecht wird. Ein Arbeitsumfeld, das identitätsstiftend wirkt und eine Adresse bildet. Ein Umfeld, das den Austausch und die Interaktion ermöglicht. Unsere Meisterei verfolgt neben einem klaren gestalterischen Konzept den Ansatz, Raum im Inneren und Äußeren zu schaffen, der vielfältige Möglichkeiten der Aneignung und Teilhabe bietet, ohne einzuengen.

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Das Gestaltungskonzept beim Neubau der Straßenmeisterei hat sehr viel mit dem Thema Salz zu tun, das in Straßenmeistereien in hohem Umfang benötigt wird. Salz sorgt für die winterliche Sicherheit im Straßenverkehr, hat aber auch die Kraft, Bausubstanz zu zerstören. Die daraus abgeleitete tolerierende Materialität - Beton und Lärchenholz - findet sich im Äußeren wie im Inneren und spielt mit der originären Aufgabe der Straßenwärter - dem dosierten Einsatz von Salz.

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Das Betriebsgebäude wurde aus innen sichtbar bleibenden Halbfertigteilen mit vorgehängter Lärchenholzfassade konzipiert, die ebenengleich zum Betonsockel konstruiert ist und schmiegt sich eingeschossig um die aus Vollfertigteilen bestehende Halle 1, in die offene Lagerboxen integriert sind. Dem gegenüber stehen die Hallen 2 / 3 als Leimholzkonstruktion mit Lärchenholzfassade auf massivem Ortbetonsockel. In gestalterischer Einheit dazu stehen die beiden Salzsilos aus Lärchenholz.

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Die Materialität der Gebäude, aber auch der Freianlagen wurde im Sinne der Langlebigkeit und Robustheit gewählt. Energetisch wird ein Großteil der benötigten Energie regenerativ erzeugt. Errichtet wurde eine Geothermieanlage, Photothermie für die Brauchwassererwärmung sowie eine Regenwassernutzung für die Solebereitung und die Waschanlage. Schließlich wurde die Thematik Elektromobilität mit Ladesäulen für PKWs sowie einer Trafostation für künftige E-LKWs mitgedacht.

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Ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit spielten bei der Konzeption des Projekts eine wesentliche Rolle. Neben den bereits angesprochenen Aspekten zur sozialen Interaktion, zur Langlebigkeit und Robustheit sowie zur Energieeffizienz, in die auch die Speicherfähigkeit der Materialien einfließen, ist bei diesem Projekt v.a. die intensive Prozesshaftigkeit der Zusammenarbeit aller Beteiligter hervorzuheben, die zu einer Reduktion der Baumasse ggü. dem Standardraumprogramm führte.

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Neubau Straßenmeisterei Werdau / OT Langenhessen

Kategorien: Öffentlich, Industrie, Innenraum
Bauherr: Landkreis Zwickau

Entwurf: Hendrik Heine

Leistungen: Objektplanung für Gebäude Lph 1-9, Objektplanung für Innenräume Lph 1-9, Wärmeschutz, Brandschutz
Projektpartner: sLandArt, Ingenieurbüro HLS Günter Grünewald, Ingenieurbüro Elektroplanung Axel Mayer, RPB Rückert GmbH, Dresden, SCHÄLZKY Bauingenieure GmbH
Leistungsbeginn: 2018
Fertigstellung: 2021

Fotos: Architekturfotograf Steffen Spitzner

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